Katerina Schiná
Die Nadeln des Aufstands
Eine politisch-rebellische Kulturgeschichte des Strickens mit anschaulichem Material zu Kunstgeschichte, zeitgenössischer Kunst und Aktionskunst.

Katerina Schiná Die Nadeln des Aufstands„Stricken wird also [ab den 1960er Jahren] zum Mittel der Wahl für den antikapitalistischen Protest. Als Reaktion auf die weltweiten Konflikte ist das Stricken nicht mehr privat, sondern es wird öffentlich, es ist nicht mehr lokal, sondern global und fordert so seinen ‚revolutionären‘ Charakter ein

Als Katerina Schiná in den siebziger Jahren ihre Leidenschaft fürs Stricken entdeckte, rümpften die griechischen Feministinnen die Nase. Schiná hielt unbeirrt am Strickzeug fest, entdeckte im Handwerk einen Kern der Selbstermächtigung („Mein Pullover bin ich“), stieß auf Anna Zilboorgs Knitting for Anarchists. Dieser individuelle Ansatz bildet den Auftakt ihres Buches. In der Folge betrachtet sie das Stricken als Prozess der Selbstfindung und spinnt einen historisch-politischen Bogen von den Frauengestalten der Mythologie bis hin zu Künstlerinnen aus aller Welt, etwa zum Pink Tank von Marianne Jørgensen: Strickdeckchen aus der ganzen Welt, über den Militärpanzer geworfen, machen diesen manövrierunfähig; oder zu griechischen Künstlerkollektiven, deren Strickmustern die Daten des Arbeitsamtes zugrunde liegen. Weitere Kapitel zeigen überraschende Verbindungen zu Musik, Mathematik und Ökologie: So dient das Häkeln etwa der Visualisierung mathematischer Formeln oder dem Protest gegen das Korallensterben. Mit Klischees über ein vermeintlich weibliches Handwerk bricht Schiná im Kapitel Eine männliche Kunstfertigkeit, in Ein warmer Pullover gegen den Kalten Krieg schildert sie die Rolle des Strickens in Kriegszeiten und in der Friedensbewegung.

Zahlreiche Abbildungen und eine Auswahl themenspezifischer Gedichte, teils in Neuübersetzung, runden den Band ab.

Katerina Schiná:
"Geboren bin ich in einem Athener Viertel mit niedrigen Häusern und Gärten – heute nicht wiederzuerkennen. Als Kind habe ich nicht viel gespielt, aber ich war mit Geschichten gut versorgt. Ich wuchs mehr bei meinen Großeltern als bei meinen Eltern auf, bei alten Tanten, Hausangestellten, Lehrerinnen – sie alle eine Welt für sich, die sich mir eröffnete, wunderbar und fremd und daher ungeheuer begehrenswert. Ich liebte die alten Leute und ihre trüben Augen, die Flecken auf ihren Händen, ihre Geschichten. Ich schrieb auch meine eigenen, mit Leidenschaft und Überschwang, Ernüchterung und Zweifeln. Viele Seiten zerriss ich und hielt noch mehr in meiner Schublade versteckt.

Aber um zu schreiben, musste ich sehen und lernen. Ich studierte, reiste viel, verliebte mich, zog Kinder groß. Ich arbeitete bei Zeitungen und Zeitschriften, beim Radio und Fernsehen. Auch strickte ich unzählige Pullover, kochte tausende Mahlzeiten. Und ich übersetzte wie besessen: Romane, Essays, Dichtung, Libretti. Kindern gab ich Klavierstunden, an der Universität lehrte ich Kulturjournalismus. Und ich schrieb Texte für das Musiktheater, zwei Kinderbücher, drei Essay-Bände. Ich tauchte in die Bücher anderer ein und bin noch immer ganz darin versunken.

Was war und was ist mein Leben? Mich selbst erkennen und selbst erfinden. Und wieder neu überdenken. Ein Versuch, das fragile Beziehungsnetz zwischen den Menschen intakt zu halten, ein Versuch, meine innere Freiheit nicht zu verraten, auch nicht für einen einzigen Moment. Abscheu gegenüber Wichtigtuerei oder Dogmatismus, gegenüber absoluten Wahrheiten, gegenüber moralinsaurem Besserwissen. Nachsicht, Zurückhaltung, Akzeptanz von Widersprüchen, meinen eigenen und denen anderer. Und Liebe zum Kleinen, zum Unbedeutenden. Denn das führt uns zum Großen."
Katerina Schiná, März 2021

Katerina Schiná (Jg. 1956) ist Autorin, Literaturkritikerin und Übersetzerin (u. a. Toni Morrison, Philip Roth, J. C. Oates). Die Nadeln des Aufstands wurde 2015 mit dem griechischen Staatspreis für Essay und Sachbuch ausgezeichnet.

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Katerina Schiná
Die Nadeln des Aufstands
Eine Kulturgeschichte des Strickens

A. d. Griechischen und hrsg. v. Doris Wille
Gedichte übertragen u. a. v. Alissa Walser

Mit zahlreichen Abbildungen
216 S., 27 € [D], 27,70 € [A]
ISBN 978-3-9822252-5-8
ET 18. Oktober 2021
www.edition-converso.com







































































































































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