Dialog über Sexualität und Gesellschaft
Sex now
Mit der Ausstellung SEX NOW lädt das NRW-Forum Düsseldorf dazu ein, Lust, Körper und Begehren in all ihrer Komplexität zu entdecken.
Laufzeit: 5.09.2025 - 03.05.2026
Die Ausstellung SEX NOW im NRW-Forum Düsseldorf lädt Besucher*innen ab 18 Jahren ein, Lust, Körper und Begehren in ihrer ganzen Komplexität zu entdecken. Auf rund 400 Objekte verteilt über zehn thematische Räume hinweg, inszeniert die Schau einen intimen und tabufreien Dialog über Sexualität und Gesellschaft. Sie verbindet historische Entwicklungen, queere Perspektiven und aktuelle Debatten – von der sexuellen Revolution der 1968er-Jahre bis hin zu modernen Bewegungen wie der #Sexpositivität.
Thematische Schwerpunkte.
Joëlle Dubois
According to Lulu he has the smallest dick ever, 2018
Acryl auf Holz
50 x 30 cm
© The Strack Collection and Thomas Rehbein Galerie
1. Historische Einordnung und Sexpositivität
Die Ausstellung beginnt mit einem historischen Überblick: Von traditionellen Geschlechterrollen über die sexuelle Befreiung der 1968er bis hin zu heutigen Diskursen. Gezeigt werden unter anderem der Sexualkunde-Atlas von 1969 oder eine lila Latzhose als Symbol politischer Emanzipation. Kunstwerke wie der Fleshie Fountain der Künstlerin Peaches hinterfragen patriarchale Machtstrukturen, indem sie Sextoys zu autonomen Wesen umdeuten.
2. Interaktive Wissensvermittlung
Besucher*innen können an interaktiven Stationen teilnehmen, etwa beim Sexoscope, wo sie Zukunftsvisionen von Sexualität kommentieren, oder ihr Wissen zu Mythen und Fakten rund um Sex testen. Die Ausstellung setzt auf spielerische Aufklärung und humorvolle Zugänge.
Pleun van Dijk
Objects of Desire, 2021
Wandobjekt, Acryl, Glasfaser, Schaumstoff
verschiedene Größen
Foto: © Nahmlos
3. #Fluffy Library – Queere Bibliothek
Die raumgreifende Installation der nicht-binären Künstlerin Antigoni Tsagkaropoulou lädt zum Verweilen ein: Umgeben von Kissen, transfeministischer Literatur und Plüschfiguren wird die Bibliothek zu einem Rückzugsort. Im Zentrum steht Fluffy, ein geschlechtsfluides Wesen, das Geschichten verschlingt und in Wissen verwandelt. Während der Laufzeit finden hier Veranstaltungen wie ein queer-feministischer Lesekreis oder die Talkreihe Im Bett mit… statt, in der Gäste wie die Journalistin Anja Schimanke oder die Sexologin Gianna Bacio über Sexualität und Aufklärung diskutieren.
4. Gesellschaftliche Klischees und Körperbilder (#Untenrum)
Dieser Bereich widmet sich den kulturellen und politischen Zuschreibungen von Geschlechtsorganen. Während der Penis oft als Symbol für Macht und Kontrolle steht, wurde die Klitoris jahrhundertelang medizinisch ignoriert. Künstlerische Arbeiten zeigen, wie verzerrt und binär die Vorstellungen von Geschlecht oft sind. Das Kollektiv Glitterclit vermittelt mit anatomisch korrekten Genitalmodellen aus Stoff und Glitzer niedrigschwelliges Körperwissen.
5. #MeToo – Gewalt und Machtmissbrauch
Künstlerische Positionen setzen sich hier mit struktureller sexueller Gewalt auseinander, die durch die #MeToo-Bewegung 2017 global sichtbar wurde. Die indische Künstlerin Poulomi Basu thematisiert in ihrer Arbeit Fireflies generationenübergreifende Traumata und patriarchale Missbrauchserfahrungen.
6. Feministische Pornografie (#PorYes)
Die Ausstellung zeigt Gegenentwürfe zur kommerziellen Pornografie, die oft von unrealistischen Körperbildern und stereotypen Rollen geprägt ist. Die #PorYes-Initiative setzt sich für einvernehmliche, feministische und gendergerechte Pornografie ein. Gezeigt werden Filme von Produzentinnen wie Paulita Pappel oder Erika Lust.
7. Kink-Kultur (#Kinky)
Hier werden unkonventionelle Vorlieben wie Macht- und Rollenspiele oder Fetische als kulturelle Praxis gewürdigt. Neben erotischen Skulpturen sind auch Kleidungsstücke der Online-Plattform TastySlips zu sehen, die getragene Kleidung mit Körperflüssigkeiten als Fetisch-Objekte präsentiert.
8. Sexual Wellness
Sextoys werden als Mittel der Selbstfürsorge und Entspannung gezeigt – von antiken Dildos bis zu modernen Hightech-Toys. Die Branche hat sich seit den 1970er-Jahren stark gewandelt, etwa durch Bücher wie My Secret Garden oder den Beate-Uhse-Katalog. In diesem Bereich sorgen erotische Hörspiele von femtasy für Entspannung.
9. Digitale Sexualität (#Eroticissima und #Futuresex)
Die 3D-Künstlerin Miyö van Stenis schuf mit #Eroticissima den ersten Sex- und Liebessimulator im Metaverse. Besucher*innen können virtuelle Begegnungen in einem geschützten Raum ausprobieren. Der Bereich #Futuresex beschäftigt sich mit Intimität im digitalen Zeitalter, etwa durch KI-Sexpuppen oder Dating-Apps. Der Künstler Zheng Bo zeigt in Pteridophilia sinnliche Begegnungen zwischen Menschen und Farnen als radikalen Gegenentwurf zur Digitalisierung.
OnlyFans-Account
Begleitend zur Ausstellung startet das NRW-Forum einen eigenen OnlyFans-Account (@sexnow_nrwforum), auf dem exklusives Material und Einblicke hinter die Kulissen unzensiert geteilt werden.
Ziel der Ausstellung:
SEX NOW will einen offenen, humorvollen und zukunftsgewandten Diskurs über Sex anstoßen. Angesichts globaler Konflikte und wachsender Angriffe auf sexuelle Freiheit lautet die Devise: Make Love, Not War. Die Ausstellung versteht sich als Aufklärungsangebot in einem Bereich, der trotz sexueller Revolution noch immer von Ungleichheit und Scham geprägt ist.
Kurator*innen: Alain Bieber (künstlerischer Leiter des NRW-Forums) und Judith Winterhager.
NRW Forum Düsseldorf
Ehrenhof 2
40479 Düsseldorf
Quelle und Fotos NRW Forum Düsseldorf