Ausflüge: Frühjahr an der niedersächsischen Nordsee10 Jahre Weltnaturerbe  
„Etwas Besseres hätte uns nicht passieren können“
Das Great Barrier Reef ist es. Die Galapagos-Inseln, der Amazonas und der Grand Canyon sind es. Weltnaturerbe. Und seit 2009 auch das deutsche Wattenmeer.

Es gehört zu den 200 Naturreservaten der Erde, die unter besonderem Schutz stehen, damit sie so einmalig bleiben wie sie sind. Ob das in den vergangenen zehn Jahren im Wattenmeer gelungen ist? Und ist es zu verantworten, dass seit der Auszeichnung deutlich mehr Touristen kommen? Fünf ganz unterschiedliche Menschen, die mit und vom niedersächsischen Wattenmeer leben, ziehen Bilanz zum runden Geburtstag.
 
Peter Südbeck: Nationalpark-Chef hält dem Wattenmeer den Rücken frei
Der Himmel zaubert Wolkenberge an der niedersächsischen Nordsee, vorn strahlend weiß, hinten schwer und düster. Peter Südbeck macht das nichts aus. In Gummistiefeln watet der Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer durch die Salzwiese bei Cäciliengroden. Es gluckst und schmatzt unter seinen Füßen, als er seinen Kontrollgang macht. Die Sonne lässt Halligflieder und Strandmelde in sanften Gelbtönen erstrahlen. „Etwas Besseres als die Auszeichnung Weltnaturerbe hätte uns gar nicht passieren können“, blickt Südbeck zurück, während er mit seinem Fernglas den Himmel nach Vögeln absucht. „Der UNESCO-Titel ist nicht nur eine Auszeichnung, es ist eine Verpflichtung der Natur gegenüber.“ Zudem lockt er deutlich mehr Touristen in die Region, die neugierig auf das Watt geworden sind. Das sei überall deutlich zu spüren. „Und der Tourismus ist wichtig für den Schutz des Wattenmeeres, weil er das Bewusstsein der Menschen dafür schärft.“ Während Südbeck erzählt, rascheln Austernfischer, Säbelschnäbler, Alpenstrandläufer oder Silbermöwen zwischen den Gräsern der Salzwiesen und suchen Futter. Dass sie es so ungestört können, ist nicht selbstverständlich.

Copyright Beate Ulich
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Denn die Interessen am Watt sind groß: Ölfelder wecken Begehrlichkeiten und so mancher Bauer würde die Salzwiesen lieber beackern. Seit dem UNESCO-Titel ist das vorbei. Doch dass das Watt so bleibt wie es ist, ist ein unmögliches Unterfangen. Die aus geologischer Sicht sehr junge Landschaftsform, 10.000 Jahre alt, ist aktiver als die meisten Vulkane dieser Welt. Sie schüttet Sand zu neuen Inseln und Sandbänken auf und arbeitet beständig an der Küstenform, die keinen Tag aussieht wie am anderen.
 
Südbecks Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer ist erste Anlaufstelle für Landwirte, Ölfirmen, Fährbetreiber, Windenergiehersteller, um den Schutz so groß wie möglich zu ziehen oder auch zwischen Konflikten zu vermitteln. Während im südlich von Wilhelmshaven gelegenen Cäciliengroden der Blick über den Horizont nur durch die Natur und das Watt gleitet, ist das nördlich von Wilhelmshaven anders. Dort sind am Horizont große Frachter zu sehen. „Der Schiffsverkehr hat in den letzten Jahren drastisch zugenommen, das ist eine der großen Herausforderungen für den Schutz des Welterbes“ sagt Südbeck und seine blauen Augen verfärben sich dunkel. „Eine Havarie wäre das Schlimmste, was uns je passieren könnte.“ Ein Hauptaugenmerk der Nationalparkverwaltung liegt deswegen darauf, Reedereien zu schulen und für den Schutzraum Watt zu sensibilisieren.
 
Joke Pouliart: Nationalpark-Wattführer und nachhaltiger Unternehmer  
„Nur was der Mensch kennt, kann er auch schützen“, sagt Joke Pouliart und lässt die Wattwanderer eine Garnele aus der Nähe betrachten. Der gebürtige Rheinländer ist zertifizierter Wattführer und vor drei Jahren hat er waddensea.travel gegründet. Mit dem Unternehmen will er den nachhaltigen Tourismus in der Region vorantreiben. Auf der dazugehörigen Plattform hat Pouliart aus eigenen Angeboten und denen von Kollegen und Partnern Pauschalpakete geschnürt: Wattwanderungen natürlich, aber auch Übernachtungen, kulinarische und kulturelle Erlebnisse, Transfers und was sonst so dazu gehört. „Für mich und meine Familie ist das Wattenmeer inzwischen die Lebensgrundlage. Unser Ziel ist das Erleben dieser einzigartigen Natur für Gäste mit hohem Qualitätsanspruch und nachhaltigen Grundsätzen.“


 Copyright Florian Trykowski
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Vor 10 Jahren hatte der damalige Hafenmeister von Langeoog so manche Aktion gestartet, weil ihm der Nationalpark und die Auszeichnung Weltnaturerbe zu wenig präsent waren. Mit wenig Feedback, wie er rückblickend findet. Das hat sich an der Niedersächsischen Nordsee inzwischen geändert, doch laut Joke Pouliart gibt es noch viel Luft nach oben. Die ganze Region sollte idealerweise vom Welterbe-Geist durchdrungen sein: „Denn das Wattenmeer ist die Marke, die man stärken muss.“
 
Jan Kalusche und Katrin Meier: Opfern ihre Freizeit für das Wattenmeer  
Ein junges Paar wandert vom Deich in Wilhelmshaven Richtung Watt. „Das Wattenmeer hat uns von Anfang an total geflasht“, erzählt Jan Kalusche (29). Der Landschaftsplaner untersucht gerade in seiner Masterarbeit die Einflüsse des Klimawandels auf das Wattenmeer. „Ich würde mir wünschen, dass die Menschen hier erkennen, was für einen Schatz sie direkt vor der Haustür haben“, sagt er.
 
Jan Kalusche und seine Freundin Katrin Meier kamen als Zivildienstleistende und als Freiwillige des ökologischen Jahres. Und sie sind nicht nur geblieben, sondern haben 2015 das Netzwerk Watt N mitgegründet. Es vereint rund 700 junge Menschen aus ganz Deutschland, die ihren Freiwilligendienst am Wattenmeer verbracht haben und sich weiterhin dafür engagieren wollen. Denn auch das Wattenmeer in Niedersachsen ist vom Anstieg des Meeresspiegels betroffen. Steigt der schneller als das Watt, säuft es ab und fällt als Nahrungsquelle für Millionen von Zugvögeln aus. Ein ökologisches Desaster. Damit das nicht passiert, opfern Jan Kalusche und Katrin Meier viel Freizeit, genau wie der harte Kern von Watt N. Der besteht aus rund 40 Aktiven, die sich regelmäßig treffen, um Ideen und Aktionen zu erarbeiten, etwa das Plastiksammeln am Strand und Vogelbeobachtungen mit Kindern. Die 28-jährige Geowissenschaftlerin Katrin Meier würde gern weiter mit dem Wattenmeer arbeiten. „Hier hat die Natur eine unglaubliche Dynamik, alles verändert sich und wird doch gesteuert von einem System, das wesentlich größer ist als man selbst.“

Copyright Andrea Ullius
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Maren Tapken: Wirtin und Patin des schönsten Festivals aller (Ge)Zeiten
„Die Menschen denken mehr über das Fliegen und die Umwelt nach und verzichten zugunsten der Nordsee auch mal auf eine weite Reise“, das beobachtet Maren Tapken, Inhaberin des Café Kurhaus in Dangast. Vom großen Saal in dem Traditionshaus in vierter Generation hat man direkten Ausblick auf das Wattenmeer. Rund 40 Prozent der Urlauber an der niedersächsischen Nordseeküste geben in einer aktuellen Befragung an, dass die UNESCO-Auszeichnung eine wichtige Rolle bei der Auswahl des Ferienziels gespielt hat. Und weil mehr los ist, wird auch kulturell nachgelegt. Maren Tapken findet jedoch, dass sich alles zu sehr auf die Städte konzentriert. „Wir brauchen mehr Aktionen und Förderung auf dem Land", sagt sie. Selbst lässt Maren Tapken im Kurhaus nicht nur zahlreiche Konzerte, Lesungen und Kabaretts stattfinden, sondern ist auch einmal im Jahr Patin eines kultigen Musikfestivals mit Bühne direkt am Strand, dem Wattenschlickfest, das mit dem Spruch beworben wird „das schönste Festival aller (Ge)Zeiten“.
 
So wird die Region langsam aber stetig immer attraktiver für anspruchsvolle Natururlauber - und nicht nur das. Der Gedanke, den Vogelzug zu schützen, zieht vom Wattenmeer um die Welt. Heute ist die Nationalparkverwaltung auch im afrikanischen Guinea-Bissau oder Mauretanien im Vogelschutz aktiv, denn: „Dort kommen unsere Vögel an“, erzählt Nationalparkleiter Peter Südbeck. „Wenn wir sie schützen wollen, müssen wir auch in diesen Ländern tätig werden, aufklären, sensibilisieren und uns für den Schutz stark machen.“ So hat die UNESCO-Auszeichnung letztendlich auch ein Stück globales Denken in den Naturschutz der Nordseeküste gebracht, dessen Einfluss tatsächlich bis nach Afrika reicht, während man vor zehn Jahren nur in den Grenzen der eigenen Deiche geplant hat.
 
Das Wattenmeer
Unter der grauen, schlickigen Masse im Wattenmeer verbirgt sich einer der größten Schätze der Erde. Wenn sich die Nordsee zweimal am Tag zurückzieht, zeigt sich eine unglaubliche Artenvielfalt: Mehr als 10.000 Tier- und Pflanzenarten leben dort und bieten bis zu 12 Millionen Zugvögeln jedes Jahr genug Nahrung, um den Weg von Südafrika bis nach Nordsibirien zu schaffen. „Das Wattenmeer ist für die weltweite Biodiversität von entscheidender Bedeutung“, begründete die UNESCO, als sie das Wattenmeer unter Schutz stellte. Den braucht es auch, denn das Wattenmeer ist bedroht. Dadurch ergibt sich für alle Menschen - vor allem aber für die Bewohner an der Nordseeküste - eine Verantwortung, diesen Naturraum für heutige und folgende Generationen zu schützen.
 


 


 


Ausflüge: Frühjahr an der niedersächsischen NordseeDie Nordsee für Nachtschwärmer
Vollmondfahrten und Sternewanderungen
Nachtschwärmer sind im Frühjahr an der niedersächsischen Nordsee genau richtig.

Ende März starten im Jadebusen die Vollmondfahrten zu den Seehundbänken - mit etwas Glück ertönt unterwegs auch der Ruf „Wal, da bläst er!“. Sterne funkeln und Leuchtfeuer blitzen, wenn Wanderer auf den Inseln Baltrum und Spiekeroog die mystische Nordseenacht erkunden. Und Hobby-Ornithologen müssen nachts aufstehen, um dabei zu sein, wenn die Vogelwelt im Wattenmeer zum vielstimmigen Konzert erwacht.

Vollmondfahrten zu den Seehundbänken
Leinen los! Wenn sich der Abendhimmel ein Gewand aus Rosa- und Orangetönen überwirft, legt die Harle Kurier in Wilhelmshaven ab. Mitarbeiter des Wattenmeer Besucherzentrums gehen ab Ende März gemeinsam mit Gästen auf Bootstour. Die Seehundfahrten führen im Licht des aufgehenden Vollmonds an die Ruheplätze der Meeressäuger im Jadebusen. Dabei werden Fragen beantwortet wie: Warum können Seehunde sowohl unter Wasser als auch am Strand schlafen? Und wie können sie sogar in stockfinsterer Nacht unter Wasser Fische orten? Mit etwas Glück taucht aus dem Wasser die Rückenfinne eines Schweinswals auf, denn im Frühjahr zeigt sich die einzige heimische Walart häufig an der Küste vor Wilhelmshaven. Während der dreistündigen Tour wird ein Fangnetz zu Wasser gelassen: So können die Mitfahrer Schollen, Muscheln, Seesterne und andere Bewohner des Wattenmeeres aus nächster Nähe betrachten, bevor sie wieder freigelassen werden.
Wilhelmshaven: Vollmondfahrten für Erwachsene und Kinder, Dauer 3 Stunden

Ausflüge: Frühjahr an der niedersächsischen NordseeJe mehr das Licht im Wattenmeer schwindet, desto ruhiger wird die Natur. Foto: Wattenmeer Besucherzentrum, René Spielmann
 
Literarisches Wandern bei Vollmond
Der Mond ist aufgegangen. Die goldnen Sternlein prangen. Am Himmel hell und klar. Wenn sich der bleiche Vollmond in der Nordsee spiegelt, erleben die Besucher auf Spiekeroog die Insel im geheimnisvollen Halbdunkel und aus neuer Perspektive. Die richtige Atmosphäre für Gedichte. Ab Ende März gibt es einmal monatlich die Gelegenheit, die Insel bei Vollmond zu erwandern. Bei jedem Halt trägt Tourleiterin Katharina Jerke Gedichte und Kurzgeschichten vor – mal schaurig, mal romantisch.
Spiekeroog: Vollmondwanderungen, ab Ende März, Dauer 1,5 Stunden
 
Ausflüge: Frühjahr an der niedersächsischen NordseeEnde März starten die Vollmondfahrten mit der Harle Kurier zu den Seehundbänken. Foto: Wattenmeer Besucherzentrum

Funkeln im Dunkeln
Was ist dran am Mythos Meeresleuchten? Und welche Bedeutung hat der Mond im Watt? Diese und andere Fragen klärt eine abendliche Exkursion auf Baltrum. Sterne, Planeten und ferne Nebel, der Nachthimmel erstrahlt hier in voller Pracht. Und zum ersten Mal sieht so mancher Teilnehmer mit bloßem Auge Himmelskörper, die er zuvor noch nie erblickt hat, weil an der Nordsee keine großen künstlichen Lichtquellen den Blick verderben. Mit dem Führer des Nationalpark-Hauses wandern Erwachsene und Kinder entlang der Westspitze, bis der Norderneyer Leuchtturm zu sehen ist. Kiek mal, welche roten und grünen Lichter blinken dort in der Ferne auf See? Auch diese Frage beantworten Mitarbeiter des Nationalpark-Hauses Baltrum, bevor es durch die Dunkelheit wieder zurückgeht.
Baltrum: Funkeln im Dunkeln, ab dem 23. März, Dauer 1,5 Stunden
 
 
Wattwandern in den Sonnenaufgang
Nachts aufstehen ist angesagt, wenn es in Dornumersiel auf Wattwanderung geht. Doch es lohnt sich: In der Morgendämmerung geben Austernfischer, Brachvögel, Möwen und Zugvögel auf Durchreise ein vielstimmiges Vogelkonzert. Und dann kündigt sich der Sonnenaufgang an: Eben noch ein zarter Lichtschein, färbt sich der Horizont erst glühend rot, bevor sich die Sonne über den Horizont schiebt. Ziel der Tour durch den Nationalpark und das Weltnaturerbe Wattenmeer ist die Insel Baltrum. Bei Flut bringt die Fähre die Wattwanderer zurück.
Dornumersiel: Drei Termine im Frühjahr und vier Termine im Herbst, Dauer 5,5 Stunden

 
Nähere Informationen zu den Veranstaltungen gibt es hier ...


Die Nordsee GmbH
Olympiastraße 1
26419 Schortens
Tel.: 04421 - 956 09 90
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
www.die-nordsee.de
 


Die Nordsee GmbH
Die touristische Dachmarketingorganisation der niedersächsischen Nordsee, Die Nordsee GmbH, ist ein Zusammenschluss von neun Küstenorten (Butjadingen, Dangast, Dornum, Esens-Bensersiel, Krummhörn-Greetsiel, Wurster Nordseeküste, Norden-Norddeich, Otterndorf, Wangerland) den Städten Bremerhaven und Wilhelmshaven, den Inseln Baltrum und Spiekeroog sowie dem Fährbetrieb nach Wangerooge. Die Urlaubsregion mit ihrer nahezu ursprünglichen Natur an den Stränden und dem maritimen Flair in den Küstenorten zählt zu den beliebtesten in Deutschland. Das niedersächsische Wattenmeer ist seit 1986 Nationalpark und umfasst die Küste von der Meeresbucht Dollart an der Grenze zu den Niederlanden im Westen und Otterndorf/Cuxhaven bis zur Außenelbe-Fahrrinne im Osten.
  


Quelle und Fotos:   Copyright Dirk Topel (Die Nordsee GmbH) + René Spielmann (Wattenmeer Besucherzentrum)
 









































































































































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