Foto: Achim KukuliesHilma af Klint und Wassily Kandinsky
Träume von der Zukunft
Die Ausstellung zu Hilma af Klint (1862-1944) und Wassily Kandinsky (1866-1944) ist eine Premiere.

Laufzeit: 16.03.2024 - 11.08.2024

 
Obwohl die Künstlerin und der Künstler seit einigen Jahren häufig in einem Atemzug genannt werden, trafen ihre Werke bisher nur vereinzelt im Rahmen großer Gruppenausstellungen aufeinander.

Mit insgesamt rund 120 Ölgemälden, Aquarellen, Gouachen und Zeichnungen werden sie in K20 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen zum ersten Mal innerhalb einer Schau dialogisch gegenübergestellt. Ausgangspunkt ist die Abstraktion,zu deren Entwicklung in der westlichen Malerei beide entscheidende Beiträge geleistet haben. Die Gegenüberstellung bietet die Möglichkeit, die Werke wechselseitig zu erhellen.

Foto: The Moderna Museet, Stockholm, Schweden Hilma af Klint, Altarbild, Gruppe X, Nr. 1,
1915, Öl und Metallblätter auf Leinwand, 237,5 x 179,5 cm,
The Hilma af Klint Foundation,
Foto: The Moderna Museet, Stockholm, Schweden


Der Sammlungsschwerpunkt der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen lag in den Gründungsjahren auf der abstrakten Malerei. Das Museum besitzt in ihrem Bestand vier Werke Kandinskys aus seinen wichtigsten Schaffensphasen von „Komposition IV“ (1911) über „Durchgehender Strich“ (1923) und „Im Blau“ (1925) bis zu „Komposition X“ (1939). Kandinsky und af Klint begegnen sich damit in einer der weltweit herausragenden Sammlungen für Abstraktion.


Für die Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Prof. Dr. Susanne Gaensheimer ist diese Ausstellung unter anderem ein kunsthistorischer Beitrag: „Seit Jahren arbeiten wir daran, unsere Sammlung zu erweitern, indem wir gezielt Werke bedeutender Künstlerinnen der klassischen Moderne präsentieren und erwerben. Mit dieser Ausstellung feiert die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen ein kunsthistorisches Ereignis: Zum ersten Mal überhaupt werden zwei der bedeutendsten Maler*innen der klassischen Moderne Hilma af Klint und Wassily Kandinsky gemeinsam in einer umfangreichen Ausstellung präsentiert.



 Foto: Achim Kukulies
Wassily Kandinsky, Komposition IV,

1911, Öltempera auf Leinwand, 159,5 x 250,5 cm,
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf,
Foto: Achim Kukulies

Hilma af Klint gilt heute, neben den etablierten Künstlern wie Wassily Kandinsky zu den Wegbereiter*innen der abstrakten Malerei. Mit dieser Ausstellung gelingt es uns eine weitere Leerstelle der Kunstgeschichte aufzuzeigen und die Geschichte der Abstraktion aus einer neuen Perspektive zu betrachten“, so die Direktorin des Museums. Deutschland bietet für dieses Treffen darüber hinaus einen geradezu idealen Resonanzraum. Af Klint und Kandinsky verfassten viele Schriften auf Deutsch, in der Hoffnung, hier auf offene Ohren und Augen zu stoßen.

Die längste Zeit hat die Kunstgeschichte das Oeuvre von af Klint und Kandinsky auseinandergehalten. Im Rampenlicht stand der berühmte russische Maler, der in München den „Blauen Reiter“ mitbegründete, zur Abstraktion fand, am Bauhaus lehrte und mit „Über das Geistige in der Kunst“ eine der einflussreichsten programmatischen Schriften des 20. Jahrhunderts veröffentlichte.

Im Schatten dagegen verschwand die unbekannte schwedische Künstlerin, die in Stockholm riesige ungegenständliche Bilder malte, die wenigsten davon ausstellte und Tausende unveröffentlichte Seiten Text hinterließ.

Während af Klint und Kandinsky zu Lebzeiten häufig ähnliche Vorstellungen mit ihrer Malerei verbanden, traten ihre Werke nach dem Tod – beide starben 1944 – Nachleben an, die unterschiedlicher nicht hätten sein könnten. Hilma af Klints Leinwände landeten zusammengerollt in Kisten auf dem Dachboden ihres Neffen in Stockholm. Die Malerin selbst hatte verfügt, dass sie erst zwanzig Jahre nach ihrem Tod wieder gezeigt werden dürften.

Kandinskys Gemälde dagegen tourten nach dem Zweiten Weltkrieg in zahlreichen Ausstellungen um die Welt und wanderten in die Museen von New York, Tokio, Paris, Basel, München oder Düsseldorf. Sein Name und die Abstraktion verschmolzen miteinander und begründeten eine Erfolgsgeschichte. Der Kalte Krieg stellte die Weichen. Ungegenständlich zu malen galt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Inbegriff einer Freiheit, die der Westen bot und der Osten verbot. Als in Westdeutschland die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen zur neuen Nationalgalerie unweit der Hauptstadt Bonn aufstieg, wurden Schlüsselwerke von Kandinsky angekauft. Sie standen am Beginn des abstrakten Kanons.

Der internationale Durchbruch kam für af Klint dagegen im 21. Jahrhundert. Spätestens als das Guggenheim Museum 2018 eine Retrospektive ausrichtete, die von 600 000 Menschen besucht wurde, stieg auch die Schwedin zu einem Star der Kunstgeschichte auf. Unter Künstlerinnen und Künstlern der Gegenwart zählten ihre Werke längst zu den am häufigsten genannten Inspirationsquellen. Nun war sie auch einem großen Publikum bekannt.
 
Die Ausstellung nimmt Ähnlichkeiten und Unterschiede in den Blick. Sowohl af Klint als auch Kandinsky durchliefen eine akademische Ausbildung, bevor sie zur abstrakten Malerei übergingen. Beide waren 45 Jahre alt, als sie Schlüsselwerke schufen, die in Düsseldorf gezeigt werden. In München malte Kandinsky 1911 die großformatige „Komposition IV“ und verfasste seine Schrift „Über das Geistige in der Kunst“. In Stockholm schuf af Klint 1907 ihren monumentalen Zyklus „Die Zehn Größten“, sowie weitere abstrakte Serien, darunter das Ende von „Urchaos“. Die Malerin und der Maler beschäftigten sich ein Leben lang mit den naturwissenschaftlichen Umwälzungen ihrer Zeit. Sie vereinte die Lektüre von Büchern, in denen die Entdeckungen in Physik und Chemie als Zeitenwende beschrieben wurden.

Beide arbeiteten dabei in Gemeinschaften. Kandinsky hatte mit Franz Marc den „Blauen Reiter“ gegründet, später schloss er sich dem Bauhaus in Weimar und Dessau an. Af Klint befand sich im Zentrum von wechselnden Frauenkollektiven, die zum Teil beim Malprozess mithalfen. Zu den wichtigsten Personen zählten die Malerin Anna Cassel und die Krankenschwester Thomasine Anderson, deren Arbeiten Teil der Ausstellung sind. Im Dezember des Jahres 1915 kam Kandinsky nach Stockholm, wo er auch ausstellte. Eine Begegnung mit af Klint ist nicht überliefert. Allerdings kann es als wahrscheinlich gelten, dass die Malerin von der Ausstellung wusste. Die schwedische Presse berichtete breit. Gezeigt wurden von Kandinsky sowohl gegenständliche als auch abstrakte Werke. Eines der Gemälde verarbeitete die Legende vom Heiligen Georg, der auch auf dem Almanach des „Blauen Reiter“ abgebildet worden war. Die Figur nahm in af Klints Schaffen ebenfalls eine wichtige Rolle ein: Sie fand Eingang in die Serie „Die Taube“ von 1915 und trat als Alter Ego in den Notizbüchern auf. Auch dieser verblüffende Parallele widmet die Ausstellung einen Raum.

Zu den Unterschieden zählen die weit auseinanderliegenden Vorstellungen, was die Verbreitungswege der Kunst anbetrifft. Kandinsky nutzte ein Netz von verschiedenen künstlerischen Gruppen, Museen, Institutionen, Verlagen, Galerien, Sammlerinnen und Sammlern.

Af Klint dagegen plante einen Tempel, der alle ihre Werke vereinen sollte. Darüber hinaus verstand sie sich als Medium und ließ ihre Bilder unsigniert. Beide wollten mit der Abstraktion jedoch nicht nur einen neuen Stil schaffen. Sie verstanden ihre Malerei als Beginn einer gesamtgesellschaftlichen Bewegung, zu der die Kunst den Weg wies.
 
Die Kuratoren der Ausstellung sind Julia Voss und Daniel Birnbaum in enger Zusammenarbeit mit Susanne Gaensheimer, Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Agnieszka Skolimowska, kuratorische Assistentin.

Voss veröffentlicht 2020 die viel beachtete erste Biografie der Künstlerin unter dem Titel „Hilma af Klint: Die Menschheit in Erstaunen versetzen“ (S. Fischer), die zum SPIEGEL-Bestseller aufstieg. Daniel Birnbaum ist Mitherausgeber des Werkverzeichnisses „Hilma af Klint - Catalogue Raisonné“ (Stolpe Verlag). Er war Direktor des Moderna Museets in Stockholm, das 2013 die umfassende Retrospektive „Hilma af Klint: Pionierin der Abstraktion“ zeigte.

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation in deutscher Sprache im S. Fischer Verlag.

Die Ausstellung wird gefördert durch die Freunde der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, HSBC Deutschland, die Karin und Uwe Hollweg Stiftung und die Ernst von Siemens Kunststiftung.

Medienpartner der Ausstellung:
Rheinische Post
Medienpartner der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes
Nordrhein-Westfalen



Kleines Bild oben
Wassily Kandinsky, Im Blau, 1925, Öl auf Pappe, 80 x 110 cm, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf,
Foto: Achim Kukulies

Quelle  Kunstsammlung NRW






































































































































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